St. Salvator Kirche Pellworm - Alte Kirche
Die Alte Kirche St. Salvator gehört zur Insel Pellworm. Diese Insel war früher Teil einer großen, weiten Ebene, die sich im Raum des Nordfriesischen Wattenmeeres erstreckte. Im 8. Jahrhundert wanderten Fries*innen von der Südküste der Nordsee ein und besiedelten die Uferwälle. Zwischen 900 und 1100 n. Chr. brach die See die Dünenküste der Ebene und drang weit in die Fläche ein Die Menschen begannen Deiche und Warften zu bauen und die Inseln entstanden durch die Gewalt des Wassers.
Im 11. Jahrhundert wurden die „Uthlande“ die heutigen Inseln und Halligen vermutlich durch angelsächsische Bettelmönche christianisiert.
Die vier bedeutendsten Kirchen aus dieser Zeit liegen alle auf einer Linie und wurden auf alten Thingplätzen erbaut: St. Magnus in Tating auf Eiderstedt, St. Salvator auf Pellworm, St. Johannes bei Nieblum auf Föhr und St. Serverin bei Keitum auf Sylt.
Die beiden großen Mandränken (1362 Marcellusflut und 1634 Buchardiflut) haben das heutige Pellworm (piel: Kanal, Werum – Schutz) entstehen lassen. In der Flut 1634 sollen ca. 6000 Menschen der Insel Strand gestorben sein.
Die Legende besagt, dass mit dem Bau des Turmes der Alte Kirche St. Salvator am „Urbanitag“ (Hlg. Papst Urban I., 25. Mai) 1095 begonnen wurde. Es ist aber wahrscheinlicher, dass zuerst eine hölzerne Kirche auf einer Warft am heutigen Standort der Alten Kirche St. Salvator Ende des 11. Jahrhunderts errichtet wurde. Um 1180 begann man an derselben Stelle mit dem Bau der heutigen Apsis (Altgriechisch = ‚Gewölbe’ - Ort, wo der Altar steht) und des Chores. Das romanische Langhaus wurde in Richtung des gotischen Turmes gebaut, der um etwa 1280 entstand. Der Eingang war damals im Westen. Leider war der Turm auf unsicherem Boden gebaut worden und so sackte er ab und stürzte am 5. April 1611 teilweise ein. Der Westeingang wurde verschlossen und es entstanden die Süd- und Nordeingänge. Damit gab man die alte Ausrichtung einer Vier-Raum-Folge vom Turm zur Apsis auf.
In der Apsis der Kirche steht ein spätgotischer Flügelaltar aus der Zeit um 1460. Aus welcher Werkstatt er stammt ist unbekannt.
Auf der geschnitzten Innenseite – die früher die Festtagsseite war - sieht man 7 Szenen der Leidensgeschichte von Jesus. Oben links sieht man die sogenannte „Anna selbdritt“ (Anna, Maria und Jesus – Großmutter, Mutter und Enkel) und den Heiligen Andreas, der ein Bruder von Petrus war, einer der 12 engsten Schüler von Jesus und der Patron der Fischer*nnen. Wenn man den Altar zuklappt, sieht man die „Gregorsmesse“ (Papst Gregor I. (540-604 n. Chr.) zelebriert eine Messe und der Christus auf dem Altar spendet Blut direkt in einen Kelch) und einen Märtyrerbaum.
Und dann gibt es noch eine Variante: Auf der einstigen Alltagsseite im Innenflügel sind Szenen aus dem Leben der Maria zu sehen: 7 Freuden, 7 Schmerzen, Himmelfahrt und Krönung.
Der Name des Künstlers, der die Gemälde geschaffen hat, in unbekannt. Man vermutet, dass er Anregungen in den Niederlanden gesammelt hat und eine Werkstatt in Husum hatte.
Die Predella ziert ein Barockes Abendmahlsbild, eine Kopie nach Leonardo da Vinci
Die Altarleuchter stammen aus dem 15.Jh. und die beiden anderen sind eine spätere Stiftung aus dem 17. Jh.
Der Kruzifix stammt aus spätgotischer Zeit (Anfang 16 Jh.) und wurde 1925 restauriert und dann auf dem Triumphbalken angebracht.
Etwas Besonderes ist die Taufe: Die Legende besagt, dass der Seeräuber Cord Widerich die ursprüngliche Taufe raubte und nach Büsum brachte. Daher brauchte die Kirche ein neues Taufbecken und das bekam sie nach einer großen Flut 1634 n. Chr. aus der Kirche von Buphever (Alt-Nordstrand), die der Flut zum Opfer fiel. Die Taufe stammt aus dem Jahr 1475 und Hinrich Klinghe aus Husum hat sie angefertigt. Sie kann mit einem Deckel verschlossen werden. Es gibt vier Tragefiguren und eine Reihe von Aposteln und Heiligen. Der Taufdeckel ist aus Eiche mit Inschrift aus Markus 16: Wer glaubt und getauft wird, wird selig werden. Die Unterseite ist mit einer Taube als Symbol für den Heiligen Geist verziert.
Der Handtuchhalter stammt aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
Die Kanzel stammt aus dem Jahr 1600. Sie ist mit den vier Evangelisten (Matthäus mit Engel, Markus mit Löwen, Lukas mit Stier und Johannes mit Adler) verziert.
Der Beichstuhl stammt aus dem Jahr 1691 – weit nach der Reformation. Für Luther war die Beichte sehr wichtig, um der Seele Erleichterung zu verschaffen.
Zwei Epitaphien (Erinnerungstafeln): Epitaph Edleffsen von 1692 und das Epitaph Ketelsen 1692.
Das große Ölgemälde zeigt das „Jüngste Gericht“ und stammt von 1735 von Hans Memling und wurde Pastor Petrus Harssen und Rathmann Joh. Heimreich Walter gestiftet.
Zwei Portraits: Pastor Joh. Heimreich und seine Frau Magdalena von 1626
Lutherbild stammt von 1883 gemalt von Friedrich Thomsen, Husum
Der Kronleuchter stammt aus dem Jahr 1886 aus der Husumer Gelbgießerei.
Im Westen ziert die Empore die Arp-Schnitger-Orgel. Sie stammt aus dem Jahr 1711. Die Orgel hat zwei Manuale, 24 Register mit verkürzter Oktave und 2 Zimbelsterne und ihr Prospekt – das, was man von außen sieht - ist aus Eiche. Es handelt sich bei der Arbeit um ein Spätwerk von Arp Schnitger (+1719) und ist die einzige in Schleswig-Holstein erhaltene Schnitger-Orgel.
Für die Alte Kirche St. Salvator ist seit 1525 eine Orgel bezeugt, die vermutlich 1611 zerstört wurde. Die zweite Orgel wurde 1710 nach Ostenfeld verkauft, um dem heutigen Instrument Platz zu machen.
Als das Kirchendach erneuert wurde, beschloss der damalige Kirchenvorstand, an Stelle der im Dachreiter hängenden Glocke (1605 von Melchior Lucas) einen freistehenden Glockenstapel aufstellen zu lassen. Der heutige ist 1977 errichtet worden. Als Inschrift wählte man einen Satz, aus dem von Pastor Karl Hansen verfassten „Pellworm-Liedes“: „Herr hol dien Hand in See un Storm – Herr, schütz Pellworm“
Text draußen an der Nordwand:
soLatrIX VenIentIbVs hVC tVa gratIa cVrae est
arX bona terrIgenIs sIt tVa ChrIste DoMVs.
Deine tröstende Gnade
Liegt den hier Ankommenden am Herzen
Eine gute Burg sei Dein Haus
Den Erdgeborenen, o Christus! (1913 - von Pastor Heinrich Hansen)